Frauenfragen: Interview mit Ursula Querette

Absolventinnen Consulting mit einer neuen Folge der „Frauenfragen“.

Absolventinnen Consulting setzt seine Interviewreihe „Frauenfragen“ fort.

Wir stellen interessante Frauen und ihre Berufswege vor. Frauen, die auf unterschiedliche Art und Weisen in ihren Beruf gelangt sind, aber auch während ihrer Berufszeit Veränderungen angestrebt und erlebt haben. Ins kalte Wasser gesprungen sind, oder alles ganz genau geplant haben.

Welche Ratschläge können sie mit auf den Weg geben und Vorbild für andere Frauen sein.


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Ursula Querette, Director Investor Relations & Treasury Scout SE, München, über ihren Werdegang

Von einer Frau, die eine internationale Karriere gemacht hat. Es hat immer was mit Geld zu tun, meistens mit viel Geld. Sie erzählt uns, wie alles begann und wie sie die Finanzbranche heute sieht.

 

Absolventinnen Consulting: Liebe Ursula, lass‘ uns mal viele Jahre zurückblicken. Wie bist Du beruflich gestartet?

Ursula Querette: Man kann sagen: ganz konservativ aus damaliger Sicht (lacht). Nach dem Abitur habe ich eine Banklehre gemacht. Damals galt die Banklehre für Frauen als „sicherer Hafen“. Aber ich wollte dann nach der Prüfung nicht direkt ins Berufsleben einsteigen. Ein guter Kompromiss also, dass mir die Bank ein berufsbegleitendes BWL-Studium anbot.

AC: Allerdings, und auch das war ein Klassiker zu der Zeit. Aber dann ging’s los….

UQ: Genau! 1996 begann ich im Investment Banking, erst Düsseldorf, dann Frankfurt und dann London. Der Film Wall Street mit Michael Douglas war da gerade mal 10 Jahre alt. Und Investment Banker waren damals die „golden boys“ – von „girls“ keine Rede. In den Büros wurde noch geraucht. Männer trugen dunklen Anzug-und Krawatte, die wenigen Frauen trugen Kostüm und Hosenanzug – oft mit Seidenhalstuch.

AC: Hat sich das merklich geändert? Also, die Berufskleidung?

UQ: Ich würde sagen: Krawatte und Seidenhalstuch sieht man nur noch selten – selbst in Banken.

AC: Und wie viele Frauen gab es damals in dieser Sparte der Branche?

UQ: Sehr, sehr wenige. Generell in den Banken waren schon viele, aber sehr wenige im Investment Banking. Entsprechend war auch der Umgangston, der Humor oftmals unter der Gürtellinie. Auf Abendveranstaltungen wurden Zigarren gereicht, mir wurde nie eine angeboten. Man brauchte auf jeden Fall ein dickes Fell.

AC: Gab es denn mit der Zeit sichtbare positive Veränderungen für Frauen in der Finanzbranche?

UQ: Ja, doch, das kann man sagen. Und ich bin zuversichtlich, dass es immer besser wird – und die Erkenntnis weiter reift, dass gemischte Teams erfolgreicher sind. Wir haben viele top ausgebildete Frauen, die braucht der Finanzmarkt. Übrigens auch die Unternehmen. Eine Bankenkarriere kann auch gut in einem Unternehmen münden.

AC: Du bist den Weg in international tätige Unternehmen gegangen und hast im Bereich Investor Relations Karriere gemacht.

UQ: Nach meiner Zeit als Investment Bankerin arbeitete ich für ein internationales, börsennotiertes Unternehmen. Eine Zeitlang sogar in Shanghai. Auch habe ich als Beraterin für Kapitalmarkt-Themen und Börsennotierungen gearbeitet. Eine spannende Zeit, in der ich viel gelernt habe.

AC: Und, was meinst Du, wie sieht die Zukunft bei den Finanzlerinnen aus?

UQ: lächelnd……Die neue Männergeneration ändert sich ja schon auch zunehmend. In den Top-Etagen des Investment Banking sind wir allerdings noch weit entfernt von einer ausgeglichenen Quote, aber der Druck steigt sichtbar. Gerne würde ich im heutigen Umfeld meine Berufslaufbahn nochmal beginnen. Denn auf jeden Fall hat meine Branche an Agilität, Kreativität, Umsicht und Rücksicht gewonnen. Die Branche braucht mehr Frauen, die sich einbringen und sich trauen, Strukturen positiv zu verändern, um sie noch attraktiver und besser zu machen.

 

Ursula Querette, 52, verheiratet, 2 Kinder, lebt in München.
Director Investor Relations & Treasury Scout24 SE, München.

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